Im Alter den Führerschein abgeben?- Senioren und die Sicherheit im Straßenverkehr

Es ist eine brisante Frage, die sich immer wieder auch in Deutschland stellt. Wie viel Gefahr bringen autofahrende Senioren tatsächlich mit sich – und: bin ich wirklich dazu bereit, im Alter den Führerschein abzugeben, wenn langsam deutlich wird, dass das Reaktionsvermögen, die Augen und die Konzentrationsfähigkeit nachlassen? Diese Frage hat sich auch die Verkehrswachtstiftung Niedersachsen gestellt, die Donnerstag dieser Woche in Hannover das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage vorstellte.

Janina Uhse und Peter Kraus beim Pressegespräch der Verkehrswachtstiftung Niedersachsen September 2010 (c) Christel Weiher
Janina Uhse und Peter Kraus beim Pressegespräch der Verkehrswachtstiftung Niedersachsen September 2010 (c) Christel Weiher

Mit im Gepäck hatte die Verkehrswachtstiftung Niedersachsen auch zwei prominente Autofahrer, Peter Kraus, den seit Jahrzehnten bekannte Entertainer, und die Schauspielerin Janina Uhse, die seit 2007 in der RTL-Serie „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“ über den Fernsehbildschirm flimmert.

Die prominente Unterstützung war jedoch nicht als Unterhaltungsfaktor gedacht, sondern sollte die Problematik Sicherheit im Straßenverkehr von den beiden Seiten beleuchten, die als die unfallgefährdetsten Gruppen im Straßenverkehr gelten, die Fahranfänger und die Senioren.

Der inzwischen 71 Jahre alte Peter Kraus, der in der Schweiz lebt und auch einen Schweizer Führerschein besitzt, erzählte bei der Vorstellung der Studie  „Senioren und Fahranfänger – Sicherheit 2010“, dass er nach seinem 70. Geburtstag zum Check musste, um Reaktion und Fahrtauglichkeit zu testen. Dennoch sprach er sich gegen eine vergleichbare Regelung in Deutschland aus, da Gesetze kaum die Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen ersetzen können.

Bei der vorgestellten Studie der Verkehrswachtstiftung Niedersachsen gaben vier von fünf Senioren an, den Führerschein freiwillig abzugeben, wenn ihr Hausarzt dazu raten würde. Nur jeder zweite jedoch würde auf einen solchen Rat aus dem Familien- oder Freundeskreis Folge leisten.

Peter Kraus beim Pressegespräch der Verkehrswachtstiftung Niedersachsen September 2010 (c) Christel Weiher
Peter Kraus beim Pressegespräch der Verkehrswachtstiftung Niedersachsen September 2010 (c) Christel Weiher

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Befragung der an der Studie teilnehmenden Senioren wurde jedoch deutlich: Mehr als 90 Prozent der befragten Autofahrer in der Altersgruppe über 55 Jahren spricht sich „für einen freiwilligen Gesundheits-Check in Sachen Fahrtüchtigkeit am Steuer aus.

Dies zeigt, dass viele Senioren doch ein Bewusstsein dafür haben, dass das Fahren im Alter irgendwann nicht mehr so locker und leicht geht, wie es früher der Fall war. Wir wünschen jedem diese Einsicht für die Veränderungen, welche die Jahre mit sich bringen. Ich wurde vor Jahren von einem nicht mehr wirklich fahrtüchtigen, aber immer noch praktizierenden Hausarzt fast über den Haufen gefahren, als er ohne nach links und rechts zu schauen, mit einem Affenzahn und seinem fetten BMW aus einer Ausfahrt bretterte, die von außen kaum einzusehen war. Nur mein äußerst gutes Reaktionsvermögen und der dadurch erfolgte Sprung nach hinten haben mich davor bewahrt, von diesem starrsinnigen und uneinsichtigen Menschen überfahren zu werden. Ich bin gewiss nicht für eine generelle gesetzliche Regelung, da wir Menschen wirklich genug Selbstverantwortung besitzen sollten. In einem solchen Fall bin ich jedoch für eine Zwangsabgabe des Führerscheins, da sonst eindeutig Menschenleben gefährdet werden. Zum Glück gab es bei ihm immer nur Blechschaden, es hätte jedoch auch ganz anders ausgehen können.

Wir werden die Arbeit der Verkehrswachtstiftung Niedersachsen auch weiterhin verfolgen, weil wir glauben, dass vermehrte Aufmerksamkeit im Bezug auf Verkehrssicherheit auch mehr Menschen zum Nachdenken bringt. Vorgestellt wurde die Studie übrigens bei Continental. Der Reifenhersteller, der erst vor kurzem wieder gute Noten bekam für seinen Winterreifen ContiWinterContact TS830, ist einer der Unterstützer, die sich hinter die 2008 gegründete Verkehrswachtstiftung Niedersachsen gestellt haben.