Eine Scheidung kostet immer Geld – Die Trennung von Chrysler bringt Daimler Milliardenverlust

Es kommt weniger schlimm als gedacht, aber immer noch schlimm genug für den Autohersteller aus Schwaben. Ein Absatzeinbruch von 31 Prozent, dazu die kostspielige Trennung von Chrysler, keine guten Nachrichten waren es, die da heute aus dem Hause der Daimler AG kamen. Und dennoch waren sie nicht so schlimm als erwartet – weswegen der Kurs der Aktie des Autobauers gleich um fast sechs Prozent angestiegen ist.

„EBIT von –1.005 (Q1 2009: -1.426) Mio. €
Darin Sonderfaktoren in Höhe von -604 Mio. € für Chrysler und Daimler Trucks enthalten
EBIT aus laufendem Geschäft -401 (Q1 2009: -1.421) Mio. €
Industrieller Free Cash Flow durch aktiven Bestandsabbau auf plus 1,4 Mrd. € erhöht
Konzernergebnis von -1.062 (Q1 2009: -1.286) Mio. €

Im Jahresverlauf schrittweise Verbesserung des operativen Ergebnisses im Konzern erwartet

Stuttgart – Trotz der anhaltenden weltweiten Rezession konnte Daimler (Börsenkürzel DAI) im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal 2009 das EBIT aus dem laufenden Geschäft auf –401 (Q1 2009: -1.421) Mio. € verbessern. Hierin zeigen sich die Effekte aus den eingeleiteten Maßnahmenprogrammen.

Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter von Mercedes-Benz Cars: „Vor allem bei Mercedes-Benz Cars, aber auch bei Mercedes-Benz Vans und Daimler Financial Services konnten wir im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal 2009 Ergebnisverbesserungen erzielen. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und unsere Maßnahmen greifen. Ein Vergleich mit dem sehr guten Vorjahresquartal macht aber deutlich, welche Hausaufgaben noch vor uns liegen.“

Zweites Quartal 2009 im Vergleich zum Vorjahresquartal

Daimler weist für das zweite Quartal 2009 ein EBIT von –1.005 (i. V. 2.053) Mio. € aus.

Maßgeblich für den Ergebnisrückgang im zweiten Quartal 2009 gegenüber dem Vorjahresquartal waren in erster Linie die Absatzrückgänge bei Mercedes-Benz Cars, Daimler Trucks, Mercedes-Benz Vans und Daimler Buses. Aufwendungen im Zusammenhang mit der Optimierung und Neuausrichtung des operativen Geschäfts der Tochtergesellschaften Mitsubishi Fuso Truck and Bus Corporation (204 Mio. €) und Daimler Trucks North America (13 Mio. €) wirkten sich zudem ergebnisbelastend aus. Aufgrund gestiegener Kreditrisiken verzeichnete Daimler Financial Services einen Ergebnisrückgang.

Gesunkene Zinssätze für die Diskontierung der langfristigen Rückstellungen sowie Wechselkurseffekte belasteten zusätzlich das Ergebnis mit insgesamt 214 Mio. €. Infolge der deutlich gestiegenen Anzahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist für das Jahr 2009 von einem Anstieg der jährlichen Beiträge an den Pensions-Sicherungs-Verein auszugehen. Der Konzern hat dafür im zweiten Quartal 2009 anteilig Rückstellungen in Höhe von 78 Mio. € gebildet.

Die als Folge der globalen Wirtschaftskrise vom Konzern ergriffenen Maßnahmen zur Kostensenkung und weitere Effizienzsteigerungen haben den Ergebnisrückgang abgemildert.

Im Rahmen von Vereinbarungen mit Chrysler, Cerberus und der US Pension Benefit Guaranty Corporation (PBGC) über verbliebene offene Sachverhalte im Zusammenhang mit Chrysler gab Daimler unter anderem seine Beteiligung von 19,9% an Chrysler zum 3. Juni 2009 auf und verpflichtete sich, wie bereits Ende April berichtet, bei Vertragsunterzeichnung sowie in den nächsten beiden Jahren jeweils 200 Mio. US-$ in die Chrysler Pensionspläne einzuzahlen. Aus diesen Vereinbarungen entstanden im zweiten Quartal 2009 Aufwendungen von insgesamt 387 Mio. €.

Das Vorjahresergebnis war durch die Erträge im Zusammenhang mit der Übertragung von EADS-Anteilen (35 Mio. €) positiv beeinflusst. Gegenläufig entstanden im Vorjahr Belastungen aus der Beteiligung an Chrysler von 373 Mio. € (Sonderfaktoren siehe Tabelle auf Seite 11).

Das Konzernergebnis lag bei -1.062 (i. V. 1.395) Mio. €, das Ergebnis je Aktie belief sich auf –0,99 (i.V. 1,40) €.
Absatz im zweiten Quartal um 31% gesunken

Im zweiten Quartal 2009 hat Daimler weltweit 391.500 Pkw und Nutzfahrzeuge abgesetzt und damit das Vorjahresniveau um 31% unterschritten.

Der Umsatz von Daimler ist im zweiten Quartal deutlich von 26,0 Mrd. € im Vorjahr auf 19,6 Mrd. € gesunken. Bereinigt um Wechselkursveränderungen betrug der Umsatzrückgang 27%.

Zum Ende des zweiten Quartals 2009 waren bei Daimler weltweit 257.400 (i. V. 275.000) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Davon waren 162.800 (i. V. 168.300) in Deutschland tätig.

Der Free Cash Flow des Industriegeschäfts betrug im zweiten Quartal 2009 plus 1,4 Mrd. €. Er ist geprägt von den Fortschritten bei der Reduzierung des Working Capital. So wurden bei Mercedes-Benz Cars die Fahrzeugbestände im zweiten Quartal um rund 44.000 Fahrzeuge reduziert. Damit wurde das angestrebte Ziel erreicht. Alle anderen Geschäftsfelder bauten ebenfalls ihre Bestände ab.

Die industrielle Nettoliquidität des Konzerns stieg auch unter Berücksichtigung der Dividendenzahlung im April in Höhe von 556 Mio. € von 3,7 Mrd. € (Q1 2009) auf 4,6 Mrd. €. Im Wesentlichen war dies eine Folge des positiven Free Cash Flows
im Industriegeschäft im zweiten Quartal 2009.

Die Geschäftsfelder im zweiten Quartal im Einzelnen

Mercedes-Benz Cars hat in einem weltweit weiterhin angespannten Marktumfeld im zweiten Quartal 287.200 (i. V. 354.000) Fahrzeuge abgesetzt. Damit liegt der Absatz zwar um 19% unter dem sehr guten Vorjahreswert, allerdings verzeichnete die Pkw-Sparte im Vergleich zum ersten Quartal 2009 unter anderem durch die volle Verfügbarkeit des kompakten Geländewagens GLK und die Markteinführung der neuen E-Klasse eine spürbare Absatzbelebung um 24%. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr um 18% auf 10,6 Mrd. €.
Das EBIT des Geschäftsfelds betrug –340 Mio. € und lag damit deutlich unter dem Vorjahr (1.212 Mio. €), übertraf jedoch das Ergebnis des ersten Quartals 2009 erheblich. Der Ergebnisrückgang war vor allem auf die spürbare Abkühlung der Pkw-Nachfrage und die dadurch bedingten rückläufigen Fahrzeugabsätze im NAFTA-Raum, in Deutschland und den europäischen Kernmärkten zurückzuführen. Weitere Ergebnisbelastungen resultierten aus einem anhaltenden Preisdruck sowie aus einem ungünstigeren Modellmix.
Positive Ergebniseffekte konnten durch die eingeleiteten Optimierungsmaßnahmen realisiert werden. Zusätzlich wirkten die Maßnahmen zur Anpassung der Personalkosten.

Der Absatz von Daimler Trucks ist aufgrund der anhaltenden weltweiten Marktschwäche im Vergleich zum Vorjahresquartal um 56% auf 54.100 Einheiten zurückgegangen. Die Marktanteile konnten dagegen in nahezu allen wesentlichen Märkten ausgebaut werden. Der Umsatz sank von 7,4 Mrd. € auf 4,2 Mrd. €.

Das Geschäftsfeld lag mit einem EBIT von –508 (i. V. 608) Mio. € deutlich unter dem sehr hohen Ergebnisniveau des Vorjahres. Der Rückgang der Nutzfahrzeugauslieferungen belastete maßgeblich die Ergebnisentwicklung. Zusätzlich belasteten der im Mai 2009 verabschiedete Plan zur umfassenden Neuausrichtung des operativen Geschäfts von Mitsubishi Fuso Truck and Bus Corporation und die bereits im vergangenen Jahr eingeleiteten Maßnahmen zur Neuausrichtung von Daimler Trucks North America das EBIT mit 204 bzw. 13 Mio. €. Ferner wirkten sich Wechselkurseffekte negativ auf das Ergebnis aus. Positive Effekte ergaben sich durch Anpassungen der Personalkosten und weitere Maßnahmen.

Mercedes-Benz Vans hat den Absatz gegenüber dem ersten Quartal 2009 deutlich gesteigert, konnte aber mit 41.900 Einheiten (i. V. 78.600) den Rekordwert des Vorjahres nicht erreichen. Der Umsatz lag mit 1,5 Mrd. € deutlich unter dem Vorjahresniveau (i.V. 2,6 Mrd. €).

Das Geschäftsfeld konnte sich der allgemeinen Marktentwicklung ebenfalls nicht entziehen und erzielte ein EBIT von -10 (i. V. 262) Mio. €. Positive Effekte resultierten aus Effizienzsteigerungen und der Entwicklung einzelner Währungen.

Daimler Buses setzte 8.300 (i. V. 11.100) Busse und Fahrgestelle ab. Infolge der Rezession war vor allem eine deutliche Nachfrageschwäche bei Fahrgestellen in Lateinamerika spürbar. Neben einer anhaltend rückläufigen Entwicklung der Märkte Südamerikas verzeichnete Daimler Buses im zweiten Quartal auch in Mexiko eine stark rückläufige Nachfrage. In den USA konnte der Absatz gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. In Europa entwickelt sich das Stadtbusgeschäft des Geschäftsfelds weiterhin stabil, während sich die Nachfrage nach Reisebussen ebenfalls abschwächte. Aufgrund positiver Struktureffekte fiel der Rückgang beim Umsatz mit 17% auf 1,1 Mrd. € deutlich geringer aus als beim Absatz.

Das Geschäftsfeld erzielte ein EBIT von 49 (i.V. 170) Mio. € und blieb damit hinter dem hervorragenden Ergebnis des Vorjahres zurück. Der Ergebnisrückgang resultierte vor allem aus dem deutlichen Nachfragerückgang.

Das Vertragsvolumen von Daimler Financial Services lag mit 60,3 Mrd. € auf dem Niveau des Vorjahres, jedoch 5% unter dem Stand zum 31. Dezember 2008. Bereinigt um Wechselkurseffekte ergab sich gegenüber dem Jahresende 2008 ein Rückgang um 6%. Das Neugeschäft ging im Vergleich zum Vorjahr um 16 % auf 6,5 Mrd. € zurück.

Das Geschäftsfeld weist ein EBIT von 79 (i. V. 183) Mio. € aus. Maßgeblich für den Ergebnisrückgang waren im Wesentlichen höhere Aufwendungen für Kreditrisiken sowie geringere Zinsmargen. Zudem entstanden Aufwendungen im Zusammenhang mit der Ausweitung des Direktbankgeschäfts bei der Mercedes-Benz Bank, die zur Absicherung der kontinuierlichen Absatzunterstützung vorgenommen wurde.

Die sonstigen Geschäftstätigkeiten, insbesondere die nach der Equity-Methode bilanzierten Beteiligungen an EADS und Tognum, sind seit Jahresbeginn 2009 im Posten „Überleitung“ enthalten.

Im zweiten Quartal 2009 betrug der Anteil von Daimler am Ergebnis der EADS 15 (i. V. 32) Mio. €. Infolge der im zweiten Quartal 2009 getroffenen Vereinbarungen zwischen Daimler, Chrysler, Cerberus und der Pension Benefit Guaranty Corporation (PBGC) sowie aus der Bewertung von Chrysler-bezogenen Vermögenswerten ergaben sich Aufwendungen von insgesamt 387 Mio. €.

Ausblick

Auf Basis der Planungen der Geschäftsfelder erwartet Daimler, dass der Konzernabsatz im Jahr 2009 insgesamt deutlich zurückgehen wird (i. V. 2,1 Mio. Fahrzeuge).

Mercedes-Benz Cars geht für das zweite Halbjahr von einer Belebung des Geschäfts aus. Für Absatzimpulse wird neben der vollen Verfügbarkeit der neuen E-Klasse-Limousine und des E-Klasse-Coupés auch die Ende Juni 2009 eingeführte neue Generation der S-Klasse sorgen. Mit dem S 400 HYBRID und weiteren volumenstarken BlueEFFICIENCY-Modellen ergänzt das Geschäftsfeld das Modellangebot zusätzlich um besonders umweltfreundliche und kraftstoffeffiziente Antriebsvarianten. Darüber hinaus ist der kompakte Geländewagen GLK seit Ende März 2009 auch mit dem neuen Vierzylinder-Dieselantrieb als Einstiegsmotor verfügbar. Im Herbst folgt zudem das T-Modell der E-Klasse. Mit der Einführung des smart fortwo auf wichtigen Wachstumsmärkten wie China und Brasilien werden im Jahr 2009 zusätzliche Absatzpotenziale erschlossen.

Die Schwäche wichtiger Absatzmärkte und Marktsegmente im ersten Halbjahr wird Mercedes-Benz Cars jedoch nicht vollständig kompensieren können. Insgesamt gesehen wird deshalb der Absatz im Jahr 2009 unter dem Niveau des Vorjahres liegen. Rückgänge werden dabei vor allem in den Märkten USA, Westeuropa und Japan erwartet. Stabilisierend sollte hingegen der Absatz in den Schwellenländern und vor allem in China wirken. Insgesamt erwartet das Geschäftsfeld für das zweite Halbjahr ein Absatzvolumen über dem des ersten Halbjahres.

Auf Basis der erwarteten Absatzentwicklung rechnet Mercedes-Benz Cars mit einer schrittweisen Verbesserung der Ergebnissituation und erwartet für das zweite Halbjahr einen positiven operativen Ergebnisbeitrag.

Daimler Trucks geht aufgrund der anhaltenden Weltwirtschaftskrise von einem deutlichen Absatzrückgang im Gesamtjahr 2009 aus. Aus heutiger Sicht wird im zweiten Halbjahr mit einem Absatz auf dem Niveau des ersten Halbjahres gerechnet. Das Geschäftsfeld erwartet, die Marktanteile zumindest stabil halten zu können. Der Absatzrückgang wird sich auch in der Ergebnisentwicklung niederschlagen. Die Maßnahmen auf der Kostenseite werden den negativen Ergebniseffekt nur teilweise abfedern. Die Aufwendungen aus den bei Daimler Trucks North America und Mitsubishi Fuso eingeleiteten Neuausrichtungs- und Umstrukturierungsmaßnahmen belasten das EBIT des Jahres 2009.

Mercedes-Benz Vans erwartet im zweiten Halbjahr einen Absatz, der aufgrund der andauernden Rezession in wichtigen Volkswirtschaften nur leicht über dem Niveau des ersten Halbjahres liegen dürfte. Aufgrund der getroffenen Gegenmaßnahmen wird in den kommenden Quartalen mit einer leichten Verbesserung der Ergebnissituation gerechnet.

Daimler Buses geht in den wesentlichen Kernmärkten von einer Stabilisierung auf aktuellem Niveau aus. Das Geschäftsfeld rechnet weiterhin mit einem positiven EBIT im zweiten Halbjahr trotz höherer Forschungs- und Entwicklungsleistungen für neue Produkte.

Daimler Financial Services rechnet für das Gesamtjahr 2009 mit einem Anstieg der Kreditausfälle und weiterhin hohen Kosten für die Refinanzierung. Das Geschäftsfeld versucht, die gestiegenen Kosten durch Effizienzsteigerungen zumindest teilweise zu kompensieren. Für das zweite Halbjahr wird ein leicht positives Ergebnis erwartet. Das Vertragsvolumen wird im Vergleich zu 2008 zurückgehen.

Der Daimler-Konzern rechnet für das Jahr 2009 mit einem deutlichen Umsatzrückgang (i. V. 95,9 Mrd. €).
Vor dem Hintergrund der reduzierten Produktionsumfänge und der angestrebten Produktivitätsfortschritte geht der Konzern davon aus, dass die Zahl der Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr abnehmen wird.
Auf Konzernebene hat Daimler Maßnahmen ergriffen, mit denen im Geschäftsjahr 2009 eine Senkung von Kosten sowie eine Vermeidung von zusätzlichen Aufwendungen in Höhe von insgesamt 4 Mrd. € angestrebt wird. Zu diesen Maßnahmen gehören neben der Reduzierung der Arbeitskosten auch eine Senkung der Fixkosten und eine Straffung der Organisation. Die eingeleiteten Maßnahmen ergänzen die bestehenden Effizienzsteigerungsprogramme. Darüber hinaus werden Projekte überprüft und zurückgestellt, die nicht unmittelbar wettbewerbsrelevant sind.

Als Ergebnis dieser Maßnahmen, die ihre vollen Auswirkungen in der zweiten Jahreshälfte haben werden, und aufgrund des Anlaufs der neuen E-Klasse rechnet der Daimler-Konzern im Jahresverlauf mit einer schrittweisen Verbesserung der operativen Ergebnissituation.

(Quelle: Daimler)