Auto Club Europa Verkehrslagebericht für Pfingsten 2012
Der Verkehrslagebericht des des Auto Club Europa für den Pfingstreiseverkehr 2012 zeigt deutlich: an diesem Wochenende werden Deutschlands Autobahnen zu Staubahnen werden. Mit erheblichen Verkehrsstörungen ist laut ACE zu rechnen, auch längere Stau-Zwangspausen schließt der Automobilclub nicht aus.
„Verkehrslagebericht für das Wochenende 25. – 28.05.2012
Rund um die Pfingstfeiertage kommt der Verkehr auf den Autobahnen streckenweise nur stockend voran, auch längere Zwangspausen aufgrund von Staus sind nicht auszuschließen. Autoreisende sollten sich daher bereits von diesem Freitag an in viel Geduld üben, rät der ACE Auto Club Europa. Besonders auf den großen Reiserouten in den Süden und in den Norden ist laut ACE mit zum Teil erheblichen Verkehrsstörungen zu rechnen. Dafür sorgen auch die Engpässe an den mehr als 400 Autobahnbaustellen. Bei gutem Wetter werden an den Feiertagen zahlreiche Motorradfahrer und Radfahrer auch in größeren Gruppen unterwegs sein. Der ACE rief alle Verkehrsteilnehmer dazu auf, sich im Interesse der Verkehrssicherheit partnerschaftlich, respektvoll und tolerant zu verhalten.
Die Pfingstferien werden von Schwaben, Franken und Bayern mit schulpflichtigen Kindern traditionell zu Kurzurlauben genutzt. Neben Bayern und Baden-Württemberg befinden sich sieben weitere Bundesländer im Kurzurlaub, weil im Anschluss an den Pfingstmontag meist auch noch der Dienstag schulfrei ist.
Zu den bevorzugten Reisezielen gehören Südtirol, der Gardasee und die Mittelmeerküsten Italiens, Frankreichs und Kroatiens. Dort herrschen bereits sommerliche Temperaturen, während die Preise mitunter noch auf Vorsaison-Niveau liegen.
Die Autobahnen werden auch in mehreren Nachbarländern voller als sonst üblich sein, sagt der ACE voraus. Auf den Weg in den Süden gesellen sich demnach beispielsweise Touristen aus Österreich. Die dortigen Schulen schließen rund um Pfingsten ebenso wie hierzulande die Pforten, was den Ferienverkehr weiter anschwellen lässt.
Zäher Rückreiseverkehr
Rückreisende aus dem Kurzurlaub müssen sich dann wieder von Montagnachmittag an und zum Teil auch am Dienstag auf den Straßen gedulden und bei stockendem oder zähfließendem Verkehr mehr Zeit für die Heimreise einkalkulieren.
Viele Baustellen behindern den Verkehr
Die Wahrscheinlichkeit, in einem Stau hängen zu bleiben, wächst über Pfingsten nicht nur wegen des erhöhten Verkehrsaufkommens. Laut ACE gibt es derzeit Autobahnbaustellen auf einer Strecke von insgesamt mehr als 1 666 Kilometern. Als Grund dafür nennt der Club unter anderem spät eingeleitete Fahrbahnerneuerungen.
Die hohen Kraftstoffpreise haben nach Darstellung des ACE im Ferienreiseverkehr bislang noch zu keiner spürbaren Einschränkung der Auto-Mobilität geführt. Selbst teure Autobahnzapfsäulen würden nach wie vor zum Auftanken angesteuert, obwohl an anderer Stelle die Preise pro Liter Kraftstoff um bis zu vier Cent günstiger seien. Etwas zurückhaltender verhielten sich Autofahrer hingegen beim Kauf von Konsumgütern und Reiseproviant in den Tankstellenshops. Dort lägen die Preise etwa für Getränke und Süßigkeiten um rund ein Drittel über den üblichen Marktpreisen, kritisierte der ACE.
Anti-Stau-Therapie zu Pfingsten
Damit der Ausflug an Pfingsten nicht gleich im prognostizierten Verkehrsstillstand endet, hat der ACE eine Anti-Stau-Therapie vorgeschlagen. Dem „Zug der automobilen Lemminge“ solle man sich besser nicht anschließen, empfahl der Club. Entscheidend dabei sei, dass Autofahrer belastete Autobahnabschnitte von vornherein meiden.
Ein nach wie vor wirksames Mittel um der drohenden Blechlawine zu entgehen besteht laut ACE darin, die Reise früher oder später anzutreten, als dies die Masse der Automobilisten tue. Das Staurisiko lasse sich nicht zuletzt durch gezieltes Fahrverhalten mindern, betonte der Club, der dazu die Kernpunkte seiner Anti-Stau-Therapie vorstellte:
- Vor dem Start in das Pfingstwochenende: Verkehrsprognosen auswerten, Ausweichrouten planen, Reisezeitpunkt antizyklisch steuern und falls vorhanden, Navigationssystem aktivieren.
- Die Beschleunigungsspur an Autobahnauffahrten voll ausnutzen. Wer am Anfang „hinein drängelt“ bringt den fließenden Verkehr zum stocken und gefährdet sich und andere.
- Grundsätzlich die rechte Autobahnspur befahren. Der äußere, linke Fahrstreifen ist nur zum Überholen bestimmt. Wer links fährt, obwohl rechts alles frei ist, halbiert die Kapazität der Autobahn und trägt so zur Staubildung bei.
- Chronische Linksfahrer provozieren andere dazu, verkehrswidrig rechts zu überholen. Nur bei zäh fließendem Kolonnenverkehr auf allen Spuren, darf an einer sich links bewegenden Fahrzeugschlange mit geringfügig höherer Geschwindigkeit vorbeigefahren werden.
- Besonders bei dichtem Verkehr kommt es darauf an, „ausgleichend“ und vorausschauend zu fahren. Schnelles Vorfahren, abruptes Bremsen – das ist Gift für einen gleichmäßigen Verkehrsfluss und steigert den Spritverbrauch.
- Reißverschlusssystem vorschriftsmäßig anwenden. Das heißt, durch vernünftiges Abstandhalten Lücken ermöglichen. Bei Fahrbahnverengungen – etwa im Baustellenbereich – die Spur bis zur Verengung befahren und erst dann abwechselnd links und rechts einfädeln. Beim Einfädeln gilt das Prinzip Partnerschaft. So wird vermieden, dass der Reißverschluss klemmt.
- Vor Verlassen der Autobahn rechtszeitig auf die rechte Spur zur Abfahrt wechseln. Ein plötzlicher Fahrbahnwechsel provoziert nicht nur Panikbremsungen und Hupkonzerte, sondern lässt auch die Unfallgefahr hoch schnellen. Wer die Autobahn verlässt, sollte sich selbst bei Kolonnenverkehr geduldig in die rechte Spur einreihen und keinesfalls riskante Überholmanöver starten.
- Bei Stop-and-go-Verkehr keine großen Lücken zwischen den Fahrzeugen lassen. Wer sich anders verhält, gibt nur dem gefährlichen Fahr- und Stau-Intervall zusätzlich Futter. Damit wächst das Risiko, in einen Auffahrunfall verwickelt zu werden.
Die Anti-Stau-Therapie kann sich laut ACE nur gegen Symptome der Verkehrsbeeinträchtigung richten. Sie ist aber auch dann nur begrenzt wirksam. Gegen die eigentlichen Stauursachen wie rasant wachsendes Verkehrsaufkommen, ist bislang kein Kraut gewachsen. Der Umfang des deutschen Straßennetzes außerorts hat in den vergangenen 10 Jahren lediglich um 2 Prozent von 226.300 auf 230.848 Streckenkilometer zugenommen.
Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Kraftfahrzeuge von 43,1 Millionen auf weit über 53 Millionen und damit um mehr als 24 Prozent. Damit werden folglich auch die Staus immer länger.
Wer in solchen Staus landet, sollte laut ACE folgende Regeln beachten:
- Auf das Stauende nur mit vermindertem Tempo und ausreichendem Sicherheitsabstand heranfahren. In dieser Phase ist es zur Vermeidung von Auffahrunfällen sinnvoll, die Warnblinkanlage einzuschalten.
- Für Rettungs- und Polizeifahrzeuge ist eine Gasse freizuhalten. Bei dreispuriger Autobahn liegt dieser Korridor zwischen der mittleren und der linken Fahrspur.
- Trotz Staustress heißt es jetzt, ruhig und entspannt zu bleiben. Selbstvorwürfe oder Wutausbrüche strapazieren die Nerven zusätzlich. Gegenmittel: Musik hören oder selbst ein Lied auf den Stau pfeifen.
- Falls es im Stau überhaupt nicht mehr vorwärts geht, Motor abstellen.
- Den Wagen nur im Notfall verlassen, auch wenn nichts mehr geht – die Autobahn ist kein Wanderweg!
- Zwecks Luftzufuhr Seitenfenster und Schiebedach öffnen. Autotüren sollten, wenn überhaupt, nur mit größter Vorsicht geöffnet werden. Hier besteht Crashgefahr, wenn Motorradfahrern sich unerlaubterweise aber allzu gerne zwischen den Autoschlangen hindurch mogeln.
- Verkehrsfunk hören und auf der Straßenkarte nach eventuellen Ausweichrouten suchen.
- Auch Kinder im Auto leiden unter Staustress. Such- und Rätselspiele sind geeignete Gegenmittel. Sie bringen Spaß und dämpfen Missmut und Gereiztheit.
- Achtung! Hat sich der Stau endlich aufgelöst, jeden Versuch unterlassen, die verlorene Zeit durch Raserei einzuholen. Nach Stauende genügt es, zügig zu beschleunigen. Mit trägen Fahrzeugen, wie etwa Wohnwagengespannen, sollte nach dem Stau nicht unmittelbar auf die Überholspur gewechselt werden. Andernfalls löst sich der Stau weniger schnell auf.“
Quelle Verkehrslagebericht: Auto Club Europa ACE