Wie gut sind Allwetterreifen wirklich?
Winterreifen, Sommerreifen …? Viele Autofahrer empfinden den saisonalen Reifenwechsel als beschwerlich und außerdem als kostenintensiv. Die Antwort der Reifenindustrie darauf sind seit einigen Jahren die sogenannten Allwetterreifen. Auf den ersten Blick können die Verwender von deren Anschaffung nur profitieren: Spezielle Winter- und Sommerreifen sind nicht mehr nötig, die entsprechenden Reifenwechsel fallen weg. Die Hersteller von Allwetterreifen bewerben die Produkte als ebenso sicher wie jahreszeitlich optimierte Reifen. In der Praxis offenbaren die Allrounder allerdings sowohl im Winter als auch im Sommer Schwächen. Experten bewerten sie vor allem als eine Marketing-Idee, die den Käufern keinen realen Mehrwert bietet und plädieren für die Verwendung herkömmlicher Winter- oder Sommerreifen
Winterreifen – maximale Sicherheit in der kalten Jahreszeit
Winterreifen sind darauf ausgelegt, bei niedrigen Temperaturen, Schnee, Nässe oder Matsch maximale Sicherheit zu bieten. Durch ihre zahlreichen Lamellen und die weiche Gummimischung sorgen sie auch bei schlechtem Winterwetter für eine maximale Straßenhaftung. Die optimale Profiltiefe sollte vier Millimeter nicht unterschreiten. Im Handel sind sie am Schneeflocken-Symbol oder am M+S-Kennzeichen („Matsch + Schnee“) erkennbar. In der Straßenverkehrsordnung sind sie in der kalten Jahreszeit gesetzlich vorgeschrieben. Um das wegen falscher Reifen fällige Bußgeld von 40 Euro auf alle Fälle zu vermeiden, sollten sie von Oktober bis April im Einsatz bleiben.
Sommerreifen – spritsparend und klimaschonend
Für Sommerreifen existiert zwar keine solche Vorschrift, durch ihre jahreszeitlich angemessene Verwendung wird jedoch ebenfalls ein optimales Sicherheitsniveau erreicht. Im Vergleich zu Winterreifen besitzen die Sommerreifen eine größere Anzahl von Längsrillen und größere Profilblöcke und sind damit für hohe Temperaturen sowie trockene Straßen optimiert. Sie sorgen dort für kurze Bremswege und eine optimale Fahr-Dynamik.
Außerdem helfen Sommerreifen dabei, Kraftstoff und damit Geld zu sparen. Anders als die vor allem auf Sicherheit optimierten Winterreifen steht bei ihnen ein optimierter Rollwiderstand im Fokus. In den letzten Jahren sind in diesem Segment verstärkt sogenannte „Spritspar-Reifen“ auf den Markt gekommen, die durch den verminderten Energiebedarf den CO2-Ausstoß des Fahrzeugs deutlich reduzieren.
Allwetterreifen – der Kompromiss ohne echten Mehrwert
Allwetterreifen sind vor diesem Hintergrund fast immer ein Kompromiss ohne echten Mehrwert. Ganz egal ob qualitativ hochwertige Premada Reifen oder die billigen Reifen vom Händler nebenan. Zwar entsprechen sie den StVO-Vorschriften für winterliche Straßen, erzielen dort jedoch regelmäßig schlechtere Testergebnisse als echte Winterreifen. Das Grundproblem von Allwetterreifen liegt darin, dass die Hersteller diese Reifenart grundsätzlich nur für eine Saison optimieren können. Ein Allwetterreifen mit guten Wintereigenschaften ist folgerichtig eine zu große und auch recht kraftstoffintensive Lösung für den Sommer. Sommeroptimierte Allwetterreifen eignen sich zwar perfekt für trockene Straßen, bei Eis und Schnee können sie jedoch schnell zu gravierenden Sicherheitsproblemen führen. Auch für ein „Sparprogramm“ sind Allwetterreifen nur bedingt geeignet. Sowohl ihr Verkaufspreis als auch ihr Verschleiß sind fast immer höher als bei jahreszeitlich optimierten Reifen. Problematisch ist außerdem, dass für Allwetterreifen bisher keine verbindlichen Qualitätsrichtlinien gelten und ihre Käufer daher vollständig auf die Herstellerinformationen sowie Testberichte angewiesen sind, um die Funktionalität des Reifens zu bewerten.
Die Versprechungen der Marketing-Abteilungen lösen Allwetterreifen allenfalls im Stadtverkehr, auf kurzen Strecken und für Wenig-Fahrer ein. Bei Überlandfahrten zeigen sich bereits auf dem flachen Land ihre eher begrenzten Möglichkeiten. Im Gebirge, bei starkem Schneefall oder in Gebieten mit bekannten Wetterturbulenzen ist ihre Verwendung nicht empfehlenswert. Auch Pendler sollten deshalb von vornherein auf saisonale Reifen setzen.