Tatort Profifußball – Charlotte Lindholm ermittelt in Fußballerkreisen

Wie schwul darf Fußball eigentlich sein? Dies ist die Frage, die seit einigen Monaten immer wieder von verschiedenen Medien aufgegriffen wird – und die immer wieder aufs Neue zurück in die Anonymität gedrängt wird. Profifußballer sein und schwul, das geht nicht. Sagen viele. Doch wird es nicht Zeit, aus diesem inneren Kampf heraus zu kommen und endlich das Tabu zu brechen? Mit genau diesem Thema befasst sich auch der 18. Fall von Charlotte Lindholm, die im NDR-Tatort als LKA-Beamtin ermittelt. Der Film versteht sich nicht als Dokumentation, wurde heute beim Informationsgespräch des NDR für die Presse deutlich, aber auch als Tabubrecher, weil Tatort-Filme nun mal auch dazu da seien, heiße Eisen anzupacken, vor denen die Menschen doch eher Berührungsängste haben.

Infogespräch NDR-Tatort Mord im Profifußball Regisseur Harald Göckeritz, 96-Präsident Martin Kind, Maria Furtwängler (c) Christel Weiher
Infogespräch NDR-Tatort Mord im Profifußball Autor Harald Göckeritz, 96-Präsident Martin Kind, Maria Furtwängler (c) Christel Weiher

Im 18. Lindholm-Tatort, der ab kommenden Monat in Hannover gedreht wird und der voraussichtlich Ende März im Ersten laufen wird, geht es um Mord im Profifußball. Nach einem Pokalspiel wird ein Spieler unweit des Stadiums an einem See aufgefunden – tot. Ein Mord, der viele Fragen aufwirft und viele Spuren. Und es stellt sich die Frage: Lebte der Profispieler ein Doppelleben und war in Wirklichkeit schwul?

Hannover 96-Präsident Martin Kind war schnell überzeugt davon, die AWD-Arena als Spielort für einen Teil der Szenen des Tatorts zur Verfügung zu stellen. „Vom Konzept“ sei er „überzeugt“ gewesen, als er vom NDR wegen der Umsetzung des Projekts angesprochen wurde. Auch das Drehbuch hatte ihn überzeugt. Kinds Ansicht nach sei „Hannover der richtige Standort“ für diesen Tatort.

Infogespräch NDR-Tatort Mord im Profifußball 96-Präsident Martin Kind, Maria Furtwängler, NDR-Redakteur Christian Granderath (c) Christel Weiher
Infogespräch NDR-Tatort Mord im Profifußball 96-Präsident Martin Kind, Maria Furtwängler, NDR-Redakteur Christian Granderath (c) Christel Weiher

Maria Furtwängler, die nunmehr seit mehr als acht Jahren erfolgreich als Charlotte Lindholm ermittelt und laut Umfragen inzwischen die beliebteste Tatort-Kommissarin ist, sieht gerade in der Thematik Homosexualität im Profifußball einen großen Nachholbedarf. Es ginge ihr mit diesem Film auch darum „ein Tabu aufzubrechen“. Vielleicht könnte dieser Tatort „dazu einen wichtigen Beitrag leisten“.

Doch wieso outen sich im Profifußball, anders als in der Politik und unter den Medienschaffenden, die nicht, die schwul sind? Dazu fand der 96-Präsident auch eine klare Antwort: „Die Angst vor der Reaktion“. „Es gibt viel zu tun“, sagte Kind weiter, und macht deutlich: der Film „kann ein Baustein sein“ auf dem noch weiten Weg zur Normalität von Homosexualität im Profifußball.

Der im Frühjahr laufende NDR-Tatort rund um die LKA-Beamtin Charlotte Lindholm wird sicher nicht minder spannend werden als der Lindholm-Tatort, der diesen Sonntag im Ersten läuft. Auch hier, in Lindholms 17. Fall, wird ein heißes Eisen angepackt, ein Tatort nicht unbedingt für schwache Nerven…

Infogespräch NDR-Tatort Mord im Profifußball Regisseur Nils Willbrandt, Autor Harald Göckeritz, 96-Präsident Martin Kind, Maria Furtwängler, NDR-Redakteur Christian Granderath, Produzentin Dagmar Rosenbauer (c) Christel Weiher
Infogespräch NDR-Tatort Mord im Profifußball Regisseur Nils Willbrandt, Autor Harald Göckeritz, 96-Präsident Martin Kind, Maria Furtwängler, NDR-Redakteur Christian Granderath, Produzentin Dagmar Rosenbauer (c) Christel Weiher