Frau am Steuer, Ungeheuer? – Mitnichten, wie eine neue Studie des ACE beweist

Mit dem Spruch „Frau am Steuer, Ungeheuer“, bin ich aufgewachsen -wie jahrzehntelang zahlreiche andere Kinder und Jugendliche auch. Das Relikt stammt wohl aus den 50er Jahren, wo viele dachten, Frauen wären sowieso nicht in der Lage Auto zu fahren. Ein Vorurteil, das längst mehrfach widerlegt wurde. Denn immer wieder zeigt sich, dass Frauen eindeutig weniger unter Alkoholeinfluss fahren und auch aggressives Fahrverhalten hält sich in Grenzen. Dennoch gibt es laut Auto Club Europa auch starke regionale Unterschiede. Doch eines vor allem macht die Studie des ACE deutlich: Schlechte Autofahrerinnen sind immer noch besser als Männer, wenn die Anzahl der Unfälle mit schweren Personenschäden herangezogen wird.

Autofahrerinnen im Osten am besten

Große regionale Unterschiede bei Unfallhäufigkeit

Von wegen schwaches Geschlecht: Hinterm Steuer sind Frauen besonders stark. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die der ACE Auto Club Europa anlässlich des Frauentages (8. März), jetzt in Stuttgart veröffentlicht hat. Im Straßenverkehr zeigen sich Frauen danach von ihrer guten Seite und fallen deutlich weniger durch Alkoholdelikte oder aggressives Fahren auf. Auch die durch Autofahrerinnen verursachten Unfälle mit Personenschaden liegen wesentlich hinter den von Männern verursachten gleichartigen Karambolagen zurück. Bei genauerer Betrachtung allerdings ergeben sich laut ACE deutliche regionale Unterschiede. So kann den weiblichen Verkehrsteilnehmern in Brandenburg bescheinigt werden, besonders sicher unterwegs zu sein. Auf den Bundesdurchschnitt bezogen bauen PKW-Lenkerinnen im Saarland hingegen die mit Abstand meisten Unfälle mit Personenschaden.

Frauen Am Steuer Auto Club Europa

Mehr als 320.000 Unfälle im Straßenverkehr hatten im Jahr 2008 Verletzungen eines oder mehrerer Beteiligten zur Folge. Gut zwei Drittel davon, nämlich 217.843 Unfälle, wurden durch Männer hinterm Steuer herbeigeführt. Frauen waren daran nur zu einem relativ geringen Anteil als Verursacher beteiligt: Die Quote der weiblichen Fahrer, die schuldhaft mit einem PKW einen Unfall mit Personenschaden verwickelt waren, liegt bei 37 Prozent. Hochgerechnet auf die weibliche Bevölkerung der Bundesrepublik ergibt sich daraus eine Quote von 216 Unfällen mit Personenschäden pro 100.000 volljährige Frauen.

Nicht überall aber geht von Frauen am Steuer das gleiche Risiko aus. So kann der weiblichen Bevölkerung in Brandenburg das Kompliment gemacht werden, mit besonderer Vorsicht am Straßenverkehr teilzunehmen. Mit einer Quote von nur 187 Unfällen auf 100.000 Einwohnerinnen des Bundeslands stehen sie bundesweit an der Spitze, dicht gefolgt allerdings von den sächsischen Fahrerinnen, die mit einem Wert von 188 nur knapp die Bestmarke verfehlen. Auch die Ränge drei und vier werden von östlichen Teilen des Landes erobert: Thüringen (193) und Berlin (196) liegen danach weit über dem Durchschnitt, wenn es um die Verkehrssicherheit weiblicher Fahrer geht.

Mehr als 7,6 Millionen Frauen leben in Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands. Trotz mehrerer Ballungsgebiete bringen sie es mit einer Quote von 202 auf Platz Fünf im Sicherheitsranking. Dicht gefolgt von den Frauen in Baden-Württemberg, die mit 203 immer noch klar im oberen Mittelfeld rangieren. Ebenfalls über dem bundesweiten Durchschnitt von 216 liegen auch die PKW-Lenkerinnen in Sachsen-Anhalt (207) und Mecklenburg-Vorpommern (210). Hauchdünn über dem Schnitt schneiden mit einer Quote von 216 die weiblichen Verkehrsteilnehmer im Stadtstaat Bremen ab.

Bayerische Frauen fahren riskanter

Knapp unterdurchschnittliche Werte, die aber immer noch für das untere Mittelfeld ausreichen, können Fahrerinnen in Hessen (230) und Rheinland-Pfalz (234) bescheinigt werden. Auch Fahrerinnen in der Hansestadt Hamburg (251) und Schleswig-Holstein (252) provozieren mehr Unfälle als der Mittelwert aller deutschen Frauen. Noch mehr Risikopotenzial muss den bayerischen Fahrerinnen mit einer Quote von 257 angekreidet werden.

Doch geht es noch schlechter, wie PKW-Lenkerinnen in Niedersachen belegen: Mit einer Quote von 265 bescheren sie ihrem Bundesland den zweitschlechtesten Wert in Deutschland.

Saarland wieder mit roter Laterne

Mit nochmaligem Abstand und einem Wert von 274 landen die weiblichen Autofahrerinnen im Saarland auf dem letzten Platz der Statistik. Gegenüber dem Bundesschnitt bedeutet dies eine Mehrbeteiligung an Unfällen mit Personenschaden von fast 27 Prozent. Bereits in früheren Verkehrsunfallanalysen des ACE fiel das Saarland aus dem Rahmen. Dort passieren – allerdings unabhängig vom Geschlecht- im Schnitt auch die meisten Baumunfälle und die meisten Unfälle wegen Alkoholmissbrauch. Verglichen mit Spitzenreiter Brandenburg stellte der ACE fest, dass saarländische Frauen fast eineinhalb mal so viele schwere Unfälle verursachen.

Schlechtere Autofahrerinnen sind immer noch besser als Männer

Selbst die schlechtesten Werte bei den Frauen sind indes noch deutlich besser als die der männlichen Autofahrer, die mit einer Quote von 413 nahezu doppelt so häufig schwere Unfälle mit Personenschaden verursachen.

Der ACE wies allerdings auch darauf hin, dass seiner Auswertung absolute Zahlen zugrunde gelegt worden sind. So verfügen zwar 82 Prozent aller volljährigen Frauen über einen Führerschein, jedoch immerhin 93 Prozent der Männer. Hinzu kommt, dass die jährliche Fahrleistung der weiblichen Bevölkerung derzeit noch weit unter jener der Männer liegt. Die vom Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegebene Studie ‘Mobilität in Deutschland’ kam bereits im Jahr 2002 zu dem Ergebnis, dass Männer pro Tag durchschnittlich 30 Kilometer mit dem Auto zurücklegen, Frauen dagegen nur zwölf Kilometer.

Dass Frauen dennoch zu den sichereren Verkehrsteilnehmern gehören lässt sich unter anderem aus dem Flensburger Verkehrszentralregister ablesen. Nur 21,7 Prozent der hier am 31.12.2008 erfassten Verkehrssünder waren weiblich. Nur 2,9 Prozent der Punktesünderinnen hatten mehr als acht Punkte angesammelt – bei den Männern waren es immerhin 6,6 Prozent, berichtete der ACE.“

Quelle Pressemitteilung und Grafik: Auto Club Europa